Fahrzeugvorstellung: `72er Simca 1000 Rallye

Als 12 Jähriger Bub machte ich Ferien auf einem Bauernhof in Aldekerk am Niederrhein. Der Sohn des Bauern hatte einen Simca 1000 Rallye. Als er diesen das erste Mal aus der Garage fuhr, war es schon um mich geschehen. Dieser kleine bellende orange Rabauke, der da aus der Garage fuhr, begeisterte mich sofort.

So etwas hatte ich noch nicht gesehen. Die Farbe, die Rallyestreifen, der Schalensitz (der erste Rallye hatte nur einen), die Rundinstrumente, das Sportlenkrad und dann die erste heiße Runde. Wenn der Sohn, Leo hieß er, mit den Kuhställen fertig war, fragte er manchmal, na, ne heiße Runde drehen? Ich saß dann schneller im Auto als er. Das fahren mit der Kiste machte total Spaß. Die kurzen Nickbewegungen wenn man über den Asphalt bretterte und der Sound, einzigartig.

Diese Impressionen haben sich bei mir eingenistet, bis ich selber irgendwann in der Lage war, mir solch eine Kiste zuzulegen. Das Problem war nur, einen zu bekommen. Die zivilen Simca 1000 gab es ja hier und dort zu anständigen Preisen zu haben, aber die Rallyes wurden kaum angeboten und wenn, dann ziemlich teuer. Viele sind halt verrostet oder bei einem Rennen am Berg zerschellt. Ich schaute immer wieder mal nach und wurde im April 2018 fündig.

Ein auf Rallye 2 getrimmter Simca 1000 der 10 bis 12 Jahre stand und dessen Besitzer aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr in der Lage war, ihn auf die Straße zu bringen. Außerdem hatte er auch noch die gesamten Papiere des Fahrzeugs verbummelt. Ich überlegte kurz und schlug dann zu, weil ich wusste dass diese Gelegenheit, zumal der Preis auch für mich akzeptabel war, so schnell nicht wieder kommen würde. Tja, was dann folgte erzählt euch der Mory selbst:

Moin Moin, ich bin der Mory. Ich komme aus den Niederlanden, wo mein Besitzer nach meiner umfassenden Restauration leider das Zeitliche segnete. Von dort aus kam ich nach Deutschland und musste bis auf die ein oder andere kleine Runde über 10 Jahre in der Garage stehen, bis mein jetziger Besitzer Chris mich endlich erlöste und im April 2018 an den schönen Niederrhein holte. Durch die lange Standzeit hatte ich böse Verstopfungen im Kühlsystem und habe mir auf der Überfahrt die Zylinderkopfdichtung verbrannt.

Huckepack auf dem ADAC Transporter ging es dann leider wieder direkt in die Garage, wo mein lieber Chris die Operation am offenen Herzen einleitete. Die Standschäden zogen sich durch die gesamte technische Peripherie. Kupplungsgeberzylinder undicht, die Bremsflüssigkeit war schwarz. Die komplette Bremsanlage bedurfte einer Überholung und die meisten Instrumente funktionierten leider auch nicht. Alle Dichtungen der am Motor montierten Bauteile mussten erneuert werden und noch einiges mehr. Insgesamt ein ganzes Stück Arbeit.

Da mein Vorbesitzer nach dem Handshake statt der Papiere eine Eidesstattliche Erklärung rüber schob, musste mein Chris alles neu beantragen und eine Ganz und H–Abnahme für mich durchführen lassen. Diese bestand ich dann allerdings mit Bravour und ohne Mängel, da hat sich einer richtig viel Mühe gemacht. Nun habe ich endlich deutsche Papiere und mache regelmäßig schöne Ausfahrten.

Ich fühle mich jetzt richtig wohl in meinem neuen Zuhause und bringe vielen netten Leuten Freude, die solch einen Straßenrabauken wie mich lange nicht gesehen haben. 😉

Front: zeitgemäße Zusatzscheinwerfer in gelb (hier mit der originalen Abdeckung) vom französischen Hersteller Ducellier,

Exterieur: Die Farbe ist Maya-gelb und unterstreicht zusammen mit der mattschwarzen Haube das sportliche Äussere des kleinen Simca.

Felgen & Reifen: originale Stahlfelgen mit der Bereifung von der Dimension 145/80 R13,

Fahrwerk: kurze, gelbe Koni-Stoßdämpfer hinten, vorne Blattfedern quer eingebaut,

Interieur: Ein griffiges Dreispeichenlenkrad vor dem umfangreichen Instrumentarium.

Heck: Am Heck sorgt ein Ansa-Endschalldämpfer für das audivisuelle „Rahmenprogramm“.

Motor: Der Vierzylinder-Motor generiert 53PS aus den originalen 1118ccm und einem 32er Weber Vergaser mit offenem Luftfilter und ist immer noch für eine Höchstgeschwindigkeit von 145km/h gut.

6 Kommentare

  1. Hallo, ich bin Peter. Ich hatte auch so eine Erfahrung. Ich war damals 19 und wohnte noch zu Hause, als man meinen ersten VW zusammenschob: ein böser, gelber Capri. Ich brauchte also ein neues Auto, dann sah ich ihn beim Händler, einen 88 PS Simca Rallye in orangerot. Wow dachte ich, der Händler gleich paar rote Nummern dran und wir fuhren eine Runde, dann auf die Autobahn. Nach kurzem stottern, was die Doppelvergaser so an sich haben, schoss er los! Dann kam die Abfahrt, ich bremste wie gewohnt, der Händler meinte nur gib Gas das schafft der Simca, also mit knapp 100 in die Ausfahrt und tatsächlich… Ich wollte ihn kaufen diese enge kleine Kiste, aber mein Vater war dagegen. Er hatte noch so das sagen, es durfte keiner von uns beiden Jungs nen stärkeres Auto haben als Vater. Auch ein Consul mit 99 PS durfte ich nicht, es wurde dann der Taunus Coupe mit 72 PS der aber, da ich Autoschlosser lernte, durch einen Teileträger dann auch 88 PS hatte, aber nichts dem Vater erzählte.

    1. Hallo Peter,
      das sind die Geschichten aus der Zeit, das kann man richtig nachvollziehen. Als mein Kumpel sein erstes Auto wollte sagte sein Vater, ne, wir brauchen kein Auto, wir können mit der Bahn fahren. Er hat dann selber gespart und sich für 600 D-Mark einen 1600er VW gekauft. So war das früher. Das Taunus Coupe war aber auch ein sehr schönes Auto. Ich hoffe , du hast auch mit dem viel Spaß gehabt. Der Rallye 2 war schon ein richtiger Straßenräuber und damals relativ günstig. Heute leider nicht mehr. Dir alles Gute.

      Gruß — Chris

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